Wozu brauchst Du eine Schleppleine?

 

Immer häufiger sehe ich Hunde, die in der Stadt an einer Schleppleine geführt werden. Für den Vierbeiner mag es toll sein, so viel Bewegungsfreiraum zu haben. Für andere Verkehrsteilnehmer kann die Schleppleine allerdings ein echtes Ärgernis darstellen.

Eine derart lange Leine richtig zu händeln, erfordert die volle Aufmerksamkeit des Hundehalters. Doch genau diese ist nicht immer gegeben. Vielleicht schaust Du kurz auf Dein Smartphone oder bist gerade in Deinen Gedanken versunken. Und schon kann das, was für den Hund gut gemeint ist, nach hinten losgehen. Dein Tier rennt los, die Leine spannt sich und wird zu einer Stolperfalle.

Es stellt sich die Frage, ob eine Schleppleine in einer Stadt überhaupt Sinn macht oder ob sie für ganz andere Zwecke gedacht ist.

Dazu dient eine Schleppleine

Eine Schleppleine ist eine spezielle Form einer Hundeleine, die besonders lang ist. Wie lang genau, ist nicht festgelegt. Sie kann drei, fünf, zehn oder sogar zwanzig Meter lang sein. Ein weiteres Merkmal ist, dass Schleppleinen über keine Ösen oder Handschlaufen verfügen. Sie sollen frei auf dem Boden schleifen können, ohne sich irgendwo zu verfangen.

Die richtige Länge und Breite einer Schleppleine hängt von dem Zweck ab, für den Du sie nutzen möchtest, aber auch vom Gewicht Deines Vierbeiners.

Wieso?

Stell Dir vor, Dein Fellfreund wiegt 40 kg und Du führst ihn an einer zehn Meter langen Leine. Rennt er plötzlich los, entsteht ein heftiger Ruck, sobald sich die Leine strafft. Dieser Ruck kann Dir Verletzungen an der Hand oder Schulter zufügen. Er kann Dich sogar komplett von den Füßen hauen, so ist es mir leider schon passiert. Die Leine hatte sich unglücklich um meine Beine gewickelt und mir diese weggerissen. Wie schmerzhaft die Landung auf dem harten Boden war, kannst Du Dir bestimmt vorstellen.

Je geringer also das Gewicht des Hundes ist, umso länger kann theoretisch die Leine sein. Die Länge hängt jedoch auch vom Temperament Deines Hundes ab. Ist er eher ruhig und wenig impulsiv? Oder steht er ständig unter Strom und kann sich nur schwer kontrollieren? Berücksichtige auch diesen Aspekt bei Deiner Entscheidung.

Je kürzer eine Schleppleine ist, umso leichter ist sie zu handhaben. Es macht einen Unterschied, ob Du fünf Meter schleifen lässt und aufwickeln musst oder ob es sich um zwanzig Meter handelt.

Wichtig zu wissen:

Rennt Dein Hund mit vollem Tempo in die Leine und Du hältst das andere Ende in der Hand, ist auch Dein Tier einem starken Ruck ausgesetzt. Wenn Du die Leine an einem Halsband befestigst, kann dies zu Verletzungen der Halswirbelsäule führen. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Genickbruch. Daher gilt, dass eine Schleppleine immer nur an einem Brustgeschirr befestigt werden darf.

Einsatzmöglichkeiten einer Schleppleine 

Der Sinn einer Schleppleine liegt in erster Linie darin, mit Deinem Vierbeiner unter kontrollierten Bedingungen zu trainieren. Die kontrollierte Bedingung ist in diesem Fall, dass er nicht freiläuft, solange er den Rückruf noch nicht sicher beherrscht. Als Welpe mag er Dir noch zuverlässig auf Schritt und Tritt folgen, doch ab der Pubertät sieht es bei vielen Hunden damit anders aus: der Jagdtrieb erwacht! Hier kann eine Schleppleine hilfreiche Dienste leisten, um den Rückruf zu festigen und gleichzeitig die Sicherheit Deines Tieres zu gewährleisten.

Doch nicht nur für das Üben des Rückrufs bietet sich eine Schleppleine an. Auch sehr ängstliche oder aggressive Hunde müssen unter Umständen ein Leben lang an der Leine geführt werden. Meine inzwischen verstorbene Hündin Fine wurde in ihrem Heimatland Spanien mit Schrotkugeln angeschossen und hatte seitdem panische Angst vor Knallgeräuschen. Aber woher sollte ich im Voraus wissen, wann so ein Geräusch auftritt? Damit sie sich möglichst frei bewegen konnte, habe ich sie im Wald oft an einer Schleppleine geführt. So hatte sie ihren Freiraum und ich war entspannt, weil sie gesichert war.

Wo wird eine Schleppleine eingesetzt?

Deinem Hund Bewegungsspielraum zu gönnen, ist großartig! Allerdings solltest Du dies nur dort machen, wo Du ihn sonst auch ableinen würdest. Befahrene Straßen, Wohngebiete oder Innenstädte fallen daher weg. Unangeleint wäre Dein Hund an diesen Orten einer viel zu hohen Gefahr ausgesetzt. Führst Du ihn dort an einer Schleppleine, sieht es ähnlich aus. Entweder lässt Du die Leine auf dem Boden schleifen und kannst dadurch nicht schnell genug reagieren. Oder Du hältst sie aufgewickelt in der Hand, was ziemlich unpraktisch ist und zudem eine gute Handhabung erfordert.

Schleift die Leine auf dem Boden, kann sie zu einem störenden und sogar gefährlichen Hindernis werden, wenn Dein Hund losrennt. Somit gilt, dass Du eine Schleppleine nur in der freien Natur, in großen Parkanlagen oder auf einem Trainingsplatz verwenden solltest.

Nutzt Du die Schleppleine, um mit Deinem Hund den Rückruf zu üben oder Antijagd-Training zu machen? Dann solltest Du Dich so verhalten, als würde er ohne Leine laufen. Die Leine hat nur den Zweck, als Notsicherung zu dienen. Du kannst entweder das Ende in der Hand halten oder sie komplett auf dem Boden schleifen lassen. Beides erfordert Deine Aufmerksamkeit, wenn ein Fußgänger, ein Radfahrer oder ein anderer Hund auftaucht.

Bitte beachte:

Lasse Deinen Vierbeiner nicht mit anderen Hunden an der Schleppleine spielen. Das Risiko ist zu groß, dass sie sich darin verheddern und verletzen.

Schleppleine Ja oder Nein? 

Eine Schleppleine bietet einen guten Kompromiss zwischen Bewegungsspielraum und Sicherheit. Nicht nur Dein Vierbeiner ist durch die Leine gesichert, sondern auch Du fühlst dich besser, wenn Du ihn unter Kontrolle hast.

Besonders bei stark jagenden Hunden kann es lange Zeit dauern, bis diese frei laufen können. Und bei manchen Fellen ist dies niemals möglich, weil sie vielleicht traumatische Erfahrungen gemacht haben oder Du ihr Jagdverhalten nicht in den Griff bekommst.

Gehört Dein Hund zu diesen Tieren und Du möchtest ihn nicht ohne Leine laufen lassen? Dann nutze für Spaziergänge in belebten bzw. befahrenen Gebieten eine reguläre Führleine. Damit tust Du Dir selbst und Deinen Mitmenschen einen großen Gefallen.